.. Traue niemals einem Klappentext, lehrt uns 'Manhattan II'. Der klingt ungefähr so öde und langweilig wie das Rezept zur Zubereitung eines schwarzen Tees: 'Die Erdbevölkerung wurde in eine andere Galaxis deportiert. Auf Lukon 33, einer der Industriewelten, werden die Spuren einer Sabotage offenbar, die den Bestand des Universums bedroht. Ein unrühmlich entlassener Regierungsmitarbeiter macht schließlich einen der Verschwörer ausfindig. Der schenkt ihm eine Reise ..." Ist das die Story? Irgendwie schon, aber eigentlich treffsicher am Inhalt vorbeigezielt! Der Schweizer Carlos Peron, Fetischist für obskure Klänge und Pop-Ikone, hätte sich sonst wohl kaum aus eigenem Antrieb an die Vertonung von 'Manhattan II' (erschienen bei Dark Star/Indigo) herangesetzt. Tatsächlich erweckt Ady Henry Kiss in seinem SF-Roman eine Welt zum Leben, in der man zwischen den Eckpfeilern Ausbeutung, Menschlichkeit und nüchterne Präzisionsmaschinerie hin- und hergeschleudert wird. In unzähligen kurzen Abschnitten wechselt Kiss seinen Stil. Nüchterne Nachrichtenform, sachliche Dialoge, analytische Objektbeschreibungen und subjektive Emotionen vermischen sich zu einer verwirrenden Traumwelt, die manchmal näher an der Wirklichkeit ist, als es den Anschein hat. Gespickt mit seltsamen Zitaten, deren Aussage erst viele Seiten später eine Bedeutung erlangt oder zu einer fünftrangigen Belanglosigkeit kombiniert wird, steht man als Leser gefangen wie hilflos der großen Unbekannten gegenüber, die man auflösen muß. Ob man das gerade Gelesene verstanden hat, wird zur Nebensache erklärt. 'Ein Besoffener empfiehlt, den Unterlauf der Weser mit einem Körper zu versperren. Erkläre mich dazu bereit.' Soweit die ersten beiden Sätze, pardon, Abschnitte. Seltsam, nicht? [Sven Freuen, Zillo, 1997]